Das Märchen der Work-Life-Balance
Häufig leidet man daran, dass man zwar viel Arbeit, aber keine Aufgabe hat.
Helmut Walters (1930-1985), deutscher Schriftsteller
Immer wieder wird „Work-Life-Balance“ als wichtige Voraussetzung zu Erhaltung der Gesundheit und Vermeidung von Burnout genannt. Bei diesem Modell gilt es, den Bereich „work“ (Arbeit) und „life“ (Leben) ausgeglichen zu halten.
Wenn Vielbeschäftigte acht Stunden und mehr arbeiten und somit nur wenig Zeit für das „Leben“ bzw. die Freizeit bleibt, wie soll uns den die Balance zwischen diesen beiden Lebensbereichen gelingen? Und findet Arbeit wirklich außerhalb unseres Lebens statt? In welchem Teil, also Work oder Life, soll unsere Selbstverwirklichung und Sinnerfüllung nun stattfinden? Ausschließlich außerhalb der Arbeit, nur in unserer Freizeit?
Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im universitären Alltag spielt die Balance zwischen Arbeit und Leben eine große Rolle. Prüfungsangst oder gar eine soziale Phobie sind psychische Belastungen, die sich negativ auf das Leben auswirken. Besonders Studiengänge, in denen ein hohes Maß an Disziplin und Strebsamkeit erwartet wird, wie zum Beispiel das Fernstudium Marketing Master, sorgen bei instabilen Personen häufig für Überforderung und nicht selten zur freiwilligen Exmatrikulation. Psychische Erkrankungen unter Studenten steigen weiter an und spielen natürlich auch bei vielen Arbeitnehmern eine große Rolle.
Bei einem meiner Vorträge fragte mich einmal die Moderatorin, ob mich meine Arbeit den auch „stresst“. Nein, tut sie nicht, weil ich meine Arbeit liebe, weil sie mich erfüllt. Arbeit ist für mich nicht negativ, noch etwas, was außerhalb meines Lebens stattfindet. Work-Life–Balance suggeriert uns aber, dass Arbeit böse und das Leben bzw. die Freizeit etwas Gutes ist.
Ich kenne viele Menschen, die gerne Ihren Job machen und Spaß bei Ihrer Arbeit haben.
In Anlehnung an das Work-Life-Balance Modell müssten demnach Langzeitarbeitslose, die über ausreichend freie Zeit verfügen, immer glücklich und gesund sein. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Gerade Nicht- und wenig Beschäftigte haben großen „Stress“ und neigen dazu, an unterschiedlichen Erkrankungen wie beispielweise an Depression zu erkranken.
Wir brauchen eine Arbeit und berufliche Aufgaben, die im Einklang mit uns als Person stehen, also mit unserer Vision, unseren Zielen, Werten und Stärken. Eine Arbeit die uns erfüllt ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um nicht ins Burnout zu schlittern. Wenn Sie Ihre Arbeit glücklich und zufrieden macht, brauchen Sie keine Work-Life-Balance.
Natürlich, wenn Sie über mehrere Jahre hinweg täglich zwölf Stunden Ihrem Traumjob nachgehen, dann wird Ihnen diese Verhaltensweise auch ein Burnout bescheren.
Um langfristig gesund zu bleiben, bedarf es daher, neben einer Arbeit, die im Einklang mit Ihnen als Person steht, einem ausgewogenem Verhältnis zwischen Belastung und Erholung und nicht eine Balance zwischen „Work“ und „Life“.
Fazit: Achten Sie immer auf ausreichende Erholungsphasen, besonders nach anstrengenden Phasen bei der Arbeit, wie beispielsweise nach einem Projektabschluss. Gönnen Sie sich nach einer sehr belastenden Arbeitswoche ein „entspanntes“ Wochenende und füllen Sie Ihre Energiereserven mit Ihren Lieblingstätigkeiten auf, ohne sich dabei wieder übermäßig zu „stressen.
Überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen immer wieder, ob Ihre Ziele noch im Einklang mit Ihren Werten und Stärken stehen, damit Sie nicht unnötig Energie für Dinge und Tätigkeiten aufwenden, für die es sich nicht lohnt. Vorausgesetzt Sie haben Ziele und die am besten schriftlich formuliert!
Und wenn Ihre Arbeit Ihnen tatsächlich über einen längeren Zeitraum keinen Spaß mehr macht und der Job und/oder Ihre Kollegen Sie unendlich nerven, fragen Sie sich, wann es wieder Aussicht auf Verbesserung gibt.
Sollte Ihre Antwort „Gar nicht“ lauten, dann streben Sie eine Veränderung an! Ansonsten wird es schwer, Ihre Lebensbalance auch mit den besten regenerativen Maßnahmen zu erhalten.